14. September 2024
Eine Woche voller Projekte: An der Anne-Frank-Gesamtschule erforschen Kinder und Jugendliche ihre Umwelt auf vielfältige Weise
Wie viele Kleider hast du im Schrank? Warum kaufst du neue Kleidung? Und: Wie entsorgst du alte Kleidung? Diese Fragen, die 7.-Klässler der Schulgemeinschaft stellen, sind nicht etwa Thema des regulären gesellschaftswissenschaftlichen Unterrichts, die Umfrage ist Teil der Projektwoche, die an der Anne-Frank-Gesamtschule (AFG) jedes Jahr zu Anfang des Schuljahres veranstaltet wird. Während andere Jahrgänge auf Klassenfahrt nach Berlin, Holland oder in die Eifel fahren, am Institut für Geoinformatik Wissenschaft kennenlernen oder bei Betriebsbesichtigungen in Berufswelten eintauchen, steht im 7. Jahrgang das Thema „Jugendliche in unserer Gesellschaft“ auf dem Programm. Das Ergebnis präsentierte die Gruppe interessierten Besuchern am Freitag im Kunstraum der Schule.
„Die wenigsten achten auf Nachhaltigkeit. Den Jugendlichen ist es wichtig, dass Kleidung schön und praktisch ist“, fasst AFG-Lehrerin Elena Neureuter die Auswertung der Fragebögen zusammen. Durch das Projekt „Upcycling“ setzen sich die Kinder auf kreative Weise mit Nachhaltigkeit auseinander. „Ich kannte Nachhaltigkeit bisher nur in Zusammenhang mit Lebensmitteln“, gibt die zwölfjährige Leni zu, die gerade eine alte Jeanshose bestickt. Neben ihr sitzt Mayra (12). Sie hat aus einer Hose einen Spitzenrock gefertigt, der sich sehen lassen kann - ohne maschinelle Unterstützung. Anstrengend sei das, meinen die Mädchen, „aber es macht Spaß“. Was Nachhaltigkeit ist, wissen nun alle: „Second hand-Kleidung, die nochmal verwendet wird oder hochwertige Kleidung ohne viel Chemie“, erklärt Leni. Und Clara (12) ergänzt: „Wenn etwas zu klein geworden ist, kann man es ja verschenken oder verkaufen.“ Oder man macht etwas völlig Neues daraus, zum Beispiel Kissen aus T-Shirt-Stoff oder kleine Taschen aus Jeans. Sogar das neue, bunte AFG-Logo taucht als Stickerei auf.
Ganz praktisch mit der Umwelt auseinandergesetzt, haben sich in Billerbeck Kinder und Jugendliche beim Bau neuer Hochbeete und kamen dabei ordentlich ins Schwitzen. „Das Holz war komplett zerfallen“, erzählt Techniklehrer Miko Sann, der seine begeisterte Gruppe mitunter bremsen muss, damit sie auch mal Pause macht. Mit Schaufel, Schubkarre, Säge und Zollstock haben die Mädchen und Jungen den Schulgarten rundum erneuert; die Garten-AG freut sich, sie darf die neuen Beete bepflanzen.
Die Namensträgerin der Schule stand für die Jüngsten auf dem Programm. Auf dem Schulhof spielten die Kinder, wie einst Anne Frank, Himmel und Hölle. Aus Blättern Holz und Farbe gestalteten 5.-Klässler einen Kastanienbaum in Erinnerung an Annes Naturliebe und packten Koffer, um nachzuvollziehen, was es heißt, verfolgt zu werden und fliehen zu müssen.
Wird in der 5. Klasse Geschichte spielerisch vermittelt, ist im 7. Jahrgang das Spiel selbst Thema. „Wie haben zuerst Gesellschaftsspiele getestet und bewertet“, erzählt Lehrerin Tanja Laukamp. „Anschließend haben die Schülerinnen und Schüler selbst Gesellschaftsspiele entwickelt.“ Liah, Tara, Luca und Raman führen in „Wahrheit oder Pflicht – ärger dich nicht!“ zwei ihrer Lieblingsspiele zusammen „Wir wollten etwas machen, das allen gefällt“, erzählt Liah (11) und präsentiert bunt bemalte Spielflächen mit selbst gestalteten Karten. Laukamp, die mit der Gruppe auch Computerspielsucht kritisch thematisiert, freut das: „Gesellschaftsspiele bringen die Kinder viel mehr in Kontakt. Sie müssen sich die Spielregeln selbst erarbeiten und lernen, gute Verlierer zu sein.“