14. September 2024
Programmieren mit Yoga, Sport im Dunkeln, Schreiben mit Geheimschrift: Die Projektwoche bietet an der Anne-Frank-Gesamtschule außergewöhnliche Themen
Stolz stehen Emma, Isabell und Aleksandra vor einem meterhohen Kastanienbaum. Er ist beklebt mit gebastelten und echten Blättern, sogar eine stachlige Frucht ist auf dem Papier befestigt. Der Kastanienbaum ist ein Gemeinschaftsprojekt ihrer fünften Klasse und soll an die Namensträgerin der Anne-Frank-Gesamtschule (AFG) erinnern. „Anne hat von ihrem Versteck einen Kastanienbaum gesehen“, wissen die Kinder, die in der Projektwoche, die, wie jedes Jahr, zu Anfang des Schuljahres in Havixbeck und Billerbeck stattfand, viel über die Geschichte des jüdischen Mädchens gelernt haben. Während andere Jahrgänge mit der Klasse nach Berlin, Holland oder in die Eifel fahren, am Institut für Geoinformatik Wissenschaft kennenlernen oder bei Betriebsbesichtigungen in Berufswelten eintauchen, steht im 5. Jahrgang das „Anne-Frank-Projekt“ auf dem Programm. Das Ergebnis präsentierten die Kinder interessierten Besuchern am Freitag in ihrem Klasseräumen und auf den Fluren. Dabei sind auch selbst gemalte Koffer mit Kuscheltieren oder Sonnen, auf die Victoria, Amelie und Nora geschrieben haben, was für sie Glück bedeutet: Familie, Freunde, Musik, Natur.
Auf spielerische und kreative Weise beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler mit Geschichte, digitalen Medien und Kommunikation. Letztere bezog sich im 8. Jahrgang auch auf den Sport. „Wir haben blind Fußball gespielt, geholfen hat uns dabei eine Glocke im Ball“, erzählt der dreizehnjährige Felix. „Bei einem Elfmeter haben die anderen mit Löffeln gegen das Tor geklopft“, ergänzt Nele (13) und betont, dass es nur in der Gemeinschaft möglich war, sich zu orientieren. Für die Gruppe sei es eine ganz besondere Erfahrung gewesen.
Mit Fake News, Cybermobbing und Influencern hat sie die Nachbargruppe beschäftigt. „In einer Umfrage haben wir herausgefunden, dass einige Schülerinnen und Schüler schon mit sechs Jahren ihr erstes Handy bekommen haben“, erzählt Lotte (13), die mit ihrer Gruppe überlegt, wie man Jugendlichen helfen kann, die unter Cybermobbing leiden. „Man sollte dafür sorgen, dass die anderen damit aufhören, zum Beispiel, indem man erklärt, dass das, was verbreitet wird, nicht stimmt“, so Romy.
Kommunikation war auch für Johanna und Amelie eine Woche lang wichtig, allerdings auf ganz besondere Weise. „Wir haben Geheimschrift ausprobiert und selbst einen Geheimcode entwickelt“, erzählen die Mädchen, die jetzt auch wissen, wie die geheime Kommunikation im Zweiten Weltkrieg ablief – über ein Enigma-Chiffriersystem. „Geheimsprache hat mich schon immer interessiert“, sagt Amelie, die augenzwinkernd meint, dies könne man ja auch mal im Unterricht ausprobieren.
Wer gerne am Computer sitzt, aber Rückenschmerzen lieber vermeidet, kam bei Informatiklehrer Frederik Eichhorn auf seine Kosten. „Wir haben eigene Websites programmiert und zwischendurch Yoga gemacht“, erzählt der dreizehnjährige Timo und demonstriert seine Website zu BMW-Fahrzeugen, auf der sich Interessierte einloggen können, um ihr Fahrzeug individuell zu gestalten. „Die meisten haben bis dahin noch nie etwas programmiert“, sagt Eichhorn, der in seiner Freizeit professionell Yoga unterrichtet. Einige Schülerinnen und Schüler seien so begeistert gewesen, dass sie zu Hause weitermachten. „Das Ergebnis haben sie am nächsten Tag stolz präsentiert.“