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26. Mai 2023

„Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da…“

„Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da…“

Literaturkurs der Anne-Frank-Gesamtschule gelingt ein unterhaltsame 1920-er Revue mit Tiefgang

Aus dem Off erklingt Swing-Musik, ein junger Mann in feinem Anzug probiert vorsichtig ein paar Tanzschritte, Frauen in kurzen Glitzerröcken blinzeln verlegen ins Scheinwerferlicht. Aufregung und Vorfreude liegt in der Luft, aber auch Befangenheit: Die „goldenen 1920-er Jahre“ lassen die Gefühle Achterbahn fahren. Eine Conférencieuse in blauem Pailletten-Anzug und Zylinder ordnet das Geschehen ein: „Wir befinden uns in Berlin, einer Metropole der Spannungen und Gegensätze!“ Zwischen „zwei historischen Katastrophen“ – dem vergangenen ersten Weltkrieg und dem aufkommenden Nationalsozialismus - entstehe ein „Versuchslabor für Neues“.

„Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da…“ ist der Titel dieser Revue, die unter der Leitung von Theaterpädagogin und Deutschlehrerin Iris Adamzick im Forum aufgeführt wurde. Dem Literaturkurs der Q1 (Anne-Frank-Gesamtschule) gelingt eine Revue, die ihr Publikum auf humorvolle Weise unterhält, aber auch zum Nachdenken anregt. Wie haben die Frauen nach dem Krieg überlebt, damals, als so viele Männer gefallen waren? Wie gestalteten sie ihre mitunter ungewollte Emanzipation zur Zeit der Weltwirtschaftskrise?
Frau muss vielseitig sein, verdingt sich vormittags als Sekretärin, abends als Animierdame in einem Tanzlokal oder ist einfach nur schön. Das allgemeine Credo: „Davon geht die Welt nicht unter!“ Diese jungen Frauen „überleben“ auch nen „Schnuppen“, wenn sie fremde Männer küssen. Zur Not wird der kränkelnde Ehemann mit Kognak kuriert.

Mit einfachen Mitteln – die Kulisse aus schwarzen Würfeln wird mal zu Kinositzen, mal zu Mauerwerk umgebaut - erwecken die rund 20 Schülerinnen und Schüler eine Zeit zum Leben, die erstaunlich viele Parallelen zur Gegenwart aufweist, etwa wenn es um kriegsbedingte Unsicherheit, aufkommenden Rechtspopulismus oder wirtschaftlichen Einbruch geht. Die literarische Basis bieten Gedichte von Erich Kästner und Kurt Tucholsky, Texte, die der Kurs umgearbeitet hat. „Wir haben die Gedichte gekürzt, zu Dialogen umformuliert und Rollen geschaffen, die zu den Texten passen“, erklärt Adamzick. Inspiriert wurden die Jugendlichen von der letztjährigen Aufführung – ebenfalls eine Revue. „Da die überwiegende Zahl Mädchen sind“, so Adamzick, „bot sich ein Stück in wechselnden Szenen an, sodass die Rollen wechseln.“

Ideal trifft auf Wirklichkeit und führt unweigerlich zur Desillusionierung. Viele der hier dargestellten Frauen scheitern an ihren Träumen, die große Liebe oder das große Geld bleiben aus. Doch Heiterkeit überwiegt, etwa, wenn eine Liebeserklärung mit Kurt Schwitters an „Anna Blume“ geht („Ich liebe dir!“). Großer Applaus für einen unterhaltsamen Theaterabend.