06. September 2024
„Gut, dass alle da sind. Das zeigt, dass alle etwas verändern wollen.“ Lukas Beineke steht im Forum und begrüßt seine Zuhörer – heute allerdings nicht als Oberstufenschüler der Anne-Frank-Gesamtschule (AFG), sondern in einer besonderen Rolle: Als Präsident der Vereinten Staaten stellt er die Umweltziele der USA vor.
Wie in der echten Politik geht es in dieser simulierten Klimakonferenz darum, den globalen Temperaturanstieg auf weit unter zwei Grad zu drücken und somit das Pariser Klimaabkommen zu erfüllen. Damit die Jugendlichen einen Eindruck davon gewinnen, worauf es dabei ankommt, veranstaltet die AFG in Kooperation mit der Hamburger Bildungseinrichtung „Multivision“ ein Planspiel. Finanziell unterstützt von der Gemeinde Havixbeck, der Firma Suwelack, dem Lionsclub Baumberge, der Sparkasse Westmünsterland und dem Klimaschutz des Kreises Coesfeld beschäftigt sich die gesamte Jahrgangsstufe der EF sechs Schulstunden lang mit der gegenwärtigen Klimakatastrophe. Die Oberstufenschülerinnen und -schüler schlüpfen in die Rolle von internationalen Politikerinnen und Politikern, verfassen kurze Reden, die spezielle Bedürfnisse und Probleme ihres Landes abbilden, diskutieren und verhandeln miteinander.
„Wir müssen den Emissionsverbrauch pro Kopf berücksichtigen“, meint zum Beispiel Tim Ricker, der hier die USA vertritt, im Gespräch mit Aron Lemp, Vertreter von China. Justus Wehner appelliert für die EU daran, die E-Mobilität auszubauen. Photovoltaik ist im Gespräch, Kohleabbau und die finanzielle Unterstützung von so genannten Schwellenländern. Diplombiologe Stefan Simonis, alias UN-Generalsekretär Guterres, moderiert die Diskussion, ordnet ein, kommentiert. Sein Ziel ist es, „ein Verständnis dafür zu entwickeln, warum in Klimaverhandlungen so wenig Ergebnisse zu erwarten sind.“ Die Voraussetzungen der Länder seien in wirtschaftlichen, sozialen und technischen Bereichen zu unterschiedlich, um leicht zu einer Einigung zu gelangen. Paulina Berkenbrock, die so wie viele ihrer Mitschüler dachte, es müsse doch eigentlich klar sein, dass man sich für das Klima engagiert, versteht jetzt, weshalb die Verhandlungen so schwierig sind. „Es sind einfach zu viele verschiedene Bedürfnisse.“
Auf dem Höhepunkt der Verhandlungen möchten China und die USA 11,7 Milliarden in den Umweltschutz investieren, „viel zu wenig“, wie von der EU moniert wird. Russland spricht sich dafür aus, dass alle an einem Strang ziehen und verspricht ebenfalls, in erneuerbare Energien investieren. „Zu schön, um wahr zu sein“, sagt der Beratungslehrer der Jahrgangsstufe, Oliver Wischerhoff, der sich freut, dass die Jugendlichen so engagiert bei der Sache sind. „Als Politiklehrer freut es mich, dass unsere Schülerinnen und Schüler lernen, wie im politischen Prozess Interessen verhandelt werden – letztendlich bauen sie so Verständnis und Wertschätzung für Diskurs, Verhandlung und Kompromiss auf.“
Am Ende wird das 1,5 Grad-Ziel nicht erreicht „und leider ist genau das sehr realistisch,“ sagt Wischerhoff. Gleichzeitig rückt für die Jugendlichen das Thema Nachhaltigkeit in den Fokus und hier bietet die AFG durch ihre Zusammenarbeit mit dem Nachhaltigkeitszentrum Billerbeck vielfältige Möglichkeiten, sich weiter mit dem Thema auseinanderzusetzen. Wir dürfen gespannt sein…