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Anne-Frank-Gesamtschule: Lesung mit Marie-Louise Lichtenberg

Geschichten aus einem „Buch gegen das Vergessen“

Havixbeck/Billerbeck

Das Thema Holocaust gehört in der Geschwister-Eichenwald-Schule genauso zum Lehrplan wie an der Anne-Frank-Gesamtschule. Jetzt gab es für Schülerinnen und Schüler beider Häuser eine besondere Veranstaltung.

Von Iris Bergmann

Aufmerksam verfolgten die Schülerinnen und Schüler die Lesung mit Marie-Louise Lichtenberg, die ihr Buch „Zwischen Glück und Grauen“ vorstellte.
Aufmerksam verfolgten die Schülerinnen und Schüler die Lesung mit Marie-Louise Lichtenberg, die ihr Buch „Zwischen Glück und Grauen“ vorstellte. Foto: Iris Bergmann

Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Truppen das Konzentrationslager Auschwitz. Das ist heute 78 Jahre her. Seit 1996 gilt dieser Tag als internationaler Holocaust-Gedenktag. Auch in der Geschwister-Eichenwald-Schule (GES) sowie der Anne-Frank-Gesamtschule (AFG) in Billerbeck gehört das Thema Holocaust zum Lehrplan. Am Dienstagmorgen erlebten die Schülerinnen und Schüler eine Lesung mit Marie-Louise Lichtenberg. Die Autorin las Ausschnitte aus ihrem Buch „Zwischen Glück und Grauen“.

Zur Lesung hatten sich die Jahrgänge neun der AFG und zehn des GES in der Aula eingefunden. „Zum ersten Mal machen wir so eine Kooperation“, erklärt GES-Schulleiter Thomas Wischnewski. Der Holocaust sei Teil des Lehrplans im Fach Gesellschaftslehre. Zum Abschluss des Themas werden die Zehntklässler des GES sowie die Oberstufe der AFG kurz vor den Osterferien nach Auschwitz fahren und sich die dortige Gedenkstätte anschauen. „Das ist für die Schülerinnen und Schüler immer ein Erlebnis mit wertvollen Erfahrungen“, weiß der Schulleiter. Die Jugendlichen würden dadurch sensibilisiert. Das sei schließlich ein Anspruch der beiden Schulen, deren Namen mit Holocaustopfern verbunden sind. Dass das Unterrichtsthema mit der Lesung ergänzt werden konnte, dafür sorgte maßgeblich die Wolfgang-Suwelack-Stiftung mit einem finanziellen Zuschuss. „Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung“, wendete sich Wischnewski an Ulla Ewelt, die an diesem Tag die Stiftung vertrat und auch der Lesung lauschte.

Intensive Recherche bei Überlebenden

Was der Holocaust, bei dem Millionen von Menschen ermordet wurden, konkret für den Einzelnen, für die wenigen Überlebenden bedeutet, das konnten die Schülerinnen und Schüler eindrucksvoll erfahren. Die mit dem Holocaust verbundenen Zahlen bekamen ein Gesicht, einen Namen, eine ganz persönliche Geschichte: Hugo Höttenreiner oder Caija Stojka, Sinti. Joop Levy oder Trude Simonsohn, „Juden“. All diese Menschen hat Marie-Louise Lichtenberg kennengelernt. Durch ganz Europa ist sie gereist, um mit Überlebenden der KZs zu sprechen. Es ist mucksmäuschenstill in der Aula, als die Autorin und ehemalige Lehrerin aus ihrem Buch liest. Und zwischen den einzelnen Geschichten erzählt sie von ihren Begegnungen, den Erlebnissen und ihren eigenen Gefühlen. Die Geschichten selbst sind eher sachlich und informativ. „Ich möchte ja nicht, dass es abschreckend wirkt“, erläutert Lichtenberg.

Abschreckend wirkte es wahrlich nicht, aber teilweise sehr berührend und beeindruckend. Und dadurch unvergesslich. Das ist es auch, was die Autorin antreibt. Es ist „ein Buch gegen das Vergessen“, sagt sie.